Mein erstes Mal!
Nach unseren ersten sehr schönen Eindrücken von und in Köln haben wir trotz der Aufregung gut geschlafen.
Da der Marathon erst gegen 11.30 Uhr starten sollte, mussten wir auch nicht zu früh aufstehen.Zum Frühstück gab es Tee, für mich Brühe und Joghurt mit Köllner Cornflakes. Für kurz vor dem Lauf hatten wir uns einen SupermegapowergiballesRiegel von Dextro Energen gekauft.
Da man es ja trotzdem kaum abwarten kann, sind wir relativ zeitig am Start gewesen und konnten in aller Ruhe den Vorbereitungen der Inliner Marathonis zuschauen. Aber auch unser Start rückte immer näher, so dass auch wir gen Startblock gehen mussten. Wie man Köln aus Funk und Fernsehen und vielleicht auch aus eigener Erfahrung kennt, es ging hoch her. Zig Tausende in ausgelassener Stimmung, der Moderator in Höchstform. Die Sonne kam durch, abgetragene Klamotten, die ihren letzen Dienst erwiesen hatten (man zieht alte Klamotten über die Laufklamotten um bis zum Start warm zu bleiben), flogen über die Streckenabsperrungen und wurden dort später aufgesammelt. Die Musik brachte alle Läufer in Stimmung, der Adrenalinspiegel stieg merklich an und als der Countdown angezählt wurde es urplötzlich still. 3, 2, 1, LOS! Bis uns das LOS erreichte vergingen natürlich einige Momente,ähnlich wie bei einem Rückstau im Straßenverkehr. Die Massen setzten sich nur zäh in Bewegung, an die Mahnungen "man möge nicht überstürzt losspurten" war kaum zu denken. Läufer um Läufer um Läufer wohin das Auge sieht.
Über die beeindruckende Deutz Brücke ging es auf die Strecke und Rolf und ich waren versucht zusammen zu bleiben.
Nach den ersten Kilometern die man zum Einlaufen so braucht, checkte ich erst einmal meinen Zustand und war ein klein wenig beunruhigt. Weniger mental als physisch, da sich neben Kopfweh auch das eine oder andere gut gemeinte Bananenstückchen bereits ab km 13 unschön bemerkbar machte. Um es kurz zu machen ging es bis zum Erreichen der Halbmarathon - Distanz stetig rapide mit mir bergab. Die Sonne, die Hitze, der Kopf, der Bauch und immer noch so weit bis zum Ziel..... der Gedanke einfach auszusteigen war schon mehr als nur flüchtig. Mein armer armer Rolf musste mit mir schimpfen um mich anzutreiben, zu motivieren...aber es ging nichts mehr... ein kurzer Dixi Klo Besuch bescherte nicht den erhofften Erfolg... nach weiteren Kilometern der Qual steckte ich mir am Streckenrand mehr oder weniger versteckt den Finger in den Hals und verschaffte mir endlich ein wenig Erleichterung. Es mag sich wirklich absurd anhören, aber erst ab km 30 ging es bergauf. Alle 4km brachte ein Verpflegungsstand Erfrischung und Antrieb. Es war ein wirklich harter Kampf. Ein Zuschauer hielt ein Schild hoch auf dem stand "Schmerz vergeht, Stolz bleibt!" Diesen Slogan rief ich mir alle paar Kilometer in Erinnerung. Ich wollte mental fit bleiben, dachte an all die Freunde und Bekannte, die unter meiner Vorfreude zu leiden hatten. Lernte vorbeifliegende Reklametafeln auswendig, versuchte mich an Rolfs Fersen zu heften. Das Ziel unter 4 Stunden durchzukommen, war längst nicht mehr zu erreichen. Das Ziel den Marathon durchzulaufen schien mir aber weiterhin erreichbar. Viele viele Läufer haben wir überholt, die mittlerweile gehen mussten. Ich wuchs an jedem einzelnen Geher, es mag echt gemein klingen, aber es ist ja nun mal kein Mannschaftssport. Ab Km 40 war die Geschwindigkeit dann nebensächlich. Wir erreichten den Dom, der in der Sonne erstrahlte und den Domplatz, der über und über voll war mit Zuschauern. Rolf riss die Arme hoch und feuerte die Zuschauer an, deren lautstarke Resonanz eine Gänsehaut am ganzen Körper auslöste. Was für ein Erlebnis!!! Es war schon beinahe unwirklich das Ziel zu erreichen,wir durften einfach aufhören zu laufen. Wie auf Knopfdruck. Sofort rückte ein neues Ziel ins Visier. Trinken, sitzen.
Ich habe getrunken, nach Wasser, Tee und Cola auch gleich ein von Rolf organisiertes Kölsch. Aber ich saß auf dem Boden, angelehnt an einen Laster. Die Muskeln schrien auf, diverse Krämpfe wollten aufmucken, die Erschöpfung, der Schmerz, die Erlösung...all das nimmt man erst später wahr. Dieser erste Marathon war für mich eine absolute Grenzerfahrung. Auch heute noch kann ich jede Faser meines Körpers spüren, man fragt sich wirklich "warum tut es denn DA weh?". Meine letzte Massage vorhin bei Frank Leuchters war neben einer physischen Wohltat auch eine psychische. Denn wie hieß es auf dem Schild:
"Der Schmerz geht, der Stolz bleibt".
Heute mal von mir viele Grüße
Claudia